13. Phytopharmaka Symposium
15. Mai 2024
13. Phytopharmaka Symposium

im Universitätsclub Bonn

Das Phytopharmaka Symposium

Der Treffpunkt für die Pharma-Branche

Mittwoch, 15. Mai 2024

10:00 – 10:45Dr. Reinhard Länger (BASG/AGES)

MRP/DCP für pflanzliche Arzneimittel - Ein Überblick, eine Bewertung und Schlussfolgerungen für die Zukunft

Betrachtet man die Zeitspanne seit Beginn der Arbeit des HMPC im Jahr 2004 bis heute, so wird deutlich, dass die Entwicklung von Leitlinien und EU-Pflanzenmonographien den Weg für erfolgreiche europäische Zulassungs- und Registrierungsverfahren für pflanzliche Arzneimittel geebnet haben. Insgesamt wurden etwa 150 MRP und DCP Verfahren mit pflanzlichen Arzneimitteln mit positivem Ergebnis abgeschlossen. Etwa die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten agierte erfolgreich als RMS, alle Mitgliedsstaaten nahmen als CMS teil. Die meisten Verfahren beruhen auf EU-Pflanzenmonographien. Nur eine geringe Anzahl der EU-Pflanzenmonographien wird tatsächlich in Verfahren verwendet. Die große Zahl ungenutzter Bewertungen des HMPC bietet ein Potenzial für künftige Verfahren. Eine Herausforderung könnte die Tatsache sein, dass die WEU- und TRAD-Verfahren auf bestehenden Produkten und folglich auf einem begrenzten Datensatz basieren. Die Innovation im Bereich der pflanzlichen Arzneimittel bleibt eine Ausnahme.

10:45 – 11:30Angela Müller (Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co.KG)

EU-Pharmapaket - Mögliche Auswirkungen auf pflanzliche Arzneimittel

Die Europäische Kommission hat am 26. April 2023 ihr sogenanntes "Pharma Package" vorgelegt. Das Gesetzgebungsverfahren dazu ist im Gange und soll 2024 abgeschlossen werden. Die geplanten Änderungen und Anpassungen werden erhebliche Auswirkungen auch auf pflanzliche Arzneimittel haben. Das betrifft nicht nur die Zulassungsverfahren und die dafür erforderlichen Unterlagen, sondern auch den Vertrieb und die Bewerbung pflanzlicher Arzneimittel.

11:30 – 12:15Dr. Bernd Roether (Bionorica SE)

Pflanzliche Arzneimittel in Europa – Wie geht es weiter?

Nicht nur die laufende Überarbeitung der allgemeinen Arzneimittelgesetzgebung mit dem "EU-Pharmapaket" haben erhebliche Auswirkung auf pflanzliche Arzneimittel in Europa, sondern auch andere Aktivitäten, wie der Bericht des Unterausschusses für öffentliche Gesundheit (SANT) des Europäischen Parlaments über die Umsetzung der Verordnung über gesundheitsbezogene Angaben bei pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln werden die Zukunft pflanzlicher Arzneimittel in Europa beeinflussen. Ein Wrap-up und Einordnung vom "European Herbal Health Product Summit" im Februar in Brüssel.

13:15 – 14:00Prof. Dr. Karel Kostev (IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG)

"Real World Data" und "Real World Evidence" - Grenzen und Möglichkeiten

Viele Studien stützen sich auf prospektiven klinischen Studien. Dennoch werden nach wie vor Nachweise aus der realen klinischen Praxis (Real World Evidence) über die Verwendung der Phytopharmazeutika und ihre möglichen Auswirkungen auf die Verringerung und/oder Vermeidung der Verwendung konventioneller Medikamente wie Antibiotika benötigt. Daten aus der realen Welt (Real World Daten) sind eine zunehmend verfügbare und genutzte Quelle für klinische Nachweise, z. B. für die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln. Daher werden Daten verwendet, die in der routinemäßigen Gesundheitsversorgung dokumentiert wurden, in der Regel nach Durchführung einer Reihe von Qualitäts- und Vollständigkeitsprüfungen im Vorfeld. In den letzten Jahrzehnten hat die Akzeptanz von RWE bei Regulierungsbehörden, Pharmaunternehmen und Patienten zugenommen. Studien auf der Grundlage von RWD wurden bei der Untersuchung der vergleichenden Wirksamkeit immer wichtiger, da direkte Vergleiche von Arzneimitteln oder Arzneimittelklassen im Rahmen von klinischen Studien selten, zeitaufwändig und kostspielig sind. Der Vortrag soll Möglichkeiten, Vorteile aber auch Limitation der RWD und RWE-Studien aufzeigen.

14:00 – 14:45Dr. Simone Breitkopf (DGPharMed e.V.)

Datenbedarf für pädiatrische Indikationen - können "Real World Data" helfen?

Die EMA nutzt zunehmend Real World Data für regulatorische Zwecke, eine mögliche Datenquelle dafür sind Patienten Register. Auch in der nationalen Digitalisierungsstrategie spielen Register eine große Rolle, insbesondere die Vernetzung der medizinischen Register mit anderen Daten. Geplant ist die Anbindung an den Metadatenkatalog des Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS). Lassen sich Real World Daten auch für pädiatrische Indikationen pflanzlicher Arzneimittel nutzen? Welche Anforderungen an Qualität und Vernetzung der Datenquellen müssen dafür erfüllt sein? Wo stehen wir? Was wären die nächsten Schritte?

15:00 – 15:45Dr. Jacqueline Wiesner, (BfArM)

Kinder und "Real World Data" - Die Perspektive des BfArM

Seit einigen Jahren wird deutlich, dass RWD einen wichtigen Beitrag zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln leisten und Nachweise aus anderen Quellen, einschließlich klinischer Studien, ergänzen können. Die Herausforderung besteht darin, abzuwägen, wie gut die Qualität der RWD sein muss, damit sie als Grundlage für regulatorische Entscheidungen dienen kann, und ab wann die Unsicherheit in den RWD zu groß ist, um sie für die Entscheidungsfindung zu nutzen. 

15:45 – 16:30Prof. Heidi Foth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Neue Ansätze zur Beurteilung der Unbedenklichkeit von Phytopharmaka?

In systematischen Auswertungen von Gentoxizitätsprüfungen im Bereich Chemikaliensicherheit, Arzneimittelentwicklung oder Prüfung von Körperpflegeprodukten konnte bestätigt werden, dass der Bakterien-basierter Gen-Mutations-Assay (Ames Test) eine gute Prädiktivität hat ein mutagenes Potential verschiedener chemischer Klassen anzuzeigen bei guter Selektivität gegenüber Artefakten. Unter Umständen ist ein zusätzlicher zytogenetischer Test in Säugetierzellen hilfreich, um diesen mechanistischen Schwachpunkt im Ames Test auszugleichen, bevor im Stufenverfahren gentoxische Endpunkte im in vivo Test untersucht werden müssen.
Es sollte kritisch begleitet werden, in welcher Weise die methodischen und regulativen Fortschritte in der Bewertung gentoxischer Komponenten oder technischer Verunreinigungen in gesundheits-relevanten Produkten auch für die Bewertung von Phytopharmaka unterstützen können. 
Insbesondere bei Phytopharmaka ist die Datenlage zur Gentoxizität aus präklinischen Standardprüfungen oftmals eingeschränkt. Andererseits gibt es gerade für Phytopharmaka aus der langjährigen Anwendung am Menschen Erfahrungen zur Verträglichkeit und generellen Wirkungen. Daraus könnten sich Ansätze ergeben, die klinische Referenzszenarien sowie unterstützende in vitro Untersuchungen betreffen, um die Unbedenklichkeit von Phytopharmaka mit genotoxischen Komponenten in ihrem klinischen Einsatz zu beurteilen.

16:30 – 17:00Dr. Markus Veit (ALPHATOPICS GmbH)

Wrap-Up mit allen Referenten